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Eine Nacht in Berlin

Aktualisiert: 17. Mai 2022

Berlin, Berhain, 2010


Wow, so fühlst du dich also an: Berlin! Du große, wilde Unbekannte.

Ich wollte dich unbedingt kennenlernen, raus aus der Provinz und rein in das Abenteuer, was du versprichst. Und so stehe ich jetzt mit meinem Cousin und seinen Freunden vor einem Club in Kreuzberg. Eine Bekannte legt da wohl auf. Das Licht ist rot und die Musik gut. Brasilianische, elektronische Beats. Gut zum Tanzen und Flirten. Denn da ist dieser eine brasilianische Typ, dunkle Locken, er lächelt, kommt mir nahe. Doch die anderen wollen weiterziehen - ins Berghain. Auf der Fahrradstange fahren wir hin, er sitzt dicht hinter, ich spüre seinen Atem und seine Wärme. Drinnen ist es laut, voll, heiß. Die Freunde bieten mir ne Pille an, aber ich bin sowieso schon high von all den Eindrücken. Ich komme frisch vom Dorf und bin direkt in der ersten Nacht im brodelnden Strudel, der Legende Berlins gelandet!


So fühlst du dich also an: chaotisch, frei und wild.

Und dann küsst er mich. Mitten in der schwitzenden Menge werden wir ein Paar, für diese Nacht. Das Herz klopft synchron mit dem Bass!

Es folgen weitere Nächte, manche enden einsam und manche sind voller Magie, denn darin liegt der Zauber verborgen: Du weißt am Anfang der Nacht nie, wie sie endet. Wohin sie dich treibt. Ich bin inzwischen nach Berlin gezogen. Der Brasilianer ist weg, geblieben ist aber die Liebe zu der Sprache und der Musik. Nach vielen durchtanzten Nächten habe ich dich aber besser kennengelernt, du bist nicht mehr die sexy Unbekannte. Du treibst manchmal Spiele mit mir: Immer, wenn ich denke, jetzt weiß ich, wie du bist, änderst du dein Gesicht:


"Berlin, du kannst so hässlich sein, so dreckig und grau!”

Denn auch das bist du. Eine unverbindliche Geliebte, aufregend in der Nacht, und am Morgen sitzt man mit Kater allein in der Küche. Und dann kommt der Frühling und alle Menschen, wirklich alle, sind beim ersten Sonnenstrahl draußen. Du bist neu erwacht und blühst auf. Alle Cafés und Parks sind voll und es liegt dieser Vibe in der Luft, fast wie im Berghain. Ein friedvoller, hingebungsvoller Genuss des Moments. Auch die Berliner Tage sind schön, auch sie bringen Überraschungen.

Eines Tages habe ich jemanden kennengelernt, in einem brasilianischen Café, was sonst. Hier hast du Schicksal für mich gespielt, meine unberechenbare Freundin. Du hast mich zu ihm geführt und wir haben viel gelacht und getanzt. Viele gemeinsame Kaffees und Songs später, wohne ich nun gegenüber des Cafés, wo ich ihn traf. Ich bin geblieben, bei ihm und bei dir.

Berlin, du hast mir viele Geschichten geschenkt, graue und grüne Tage, bunte Nächte, gute Musik, Menschen, die gehen und bleiben. Wie die Geschichten enden, bestimmen auch wir. Aber den Soundtrack schreibst du!



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