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Kiezgeknister

Diese eine Strasse – Bürknerstrasse – 10 Jahre lang. Ecke Kreuzberg-Neukölln. Die Zugezogenen sagen lässig Kreuzkölln.

Als ich hier hinzog war noch nichts cool und hip. Altes echtes Neukölln halt. Kein Cafe, dafür viele kleine alte Läden. Presse Britzke, eine Institution. Ein Kinderspielzeuggeschäft in 2. Generation. Ein bis oben vollgestopfter Getränkeladen, der auch Pakete von allen Nachbarn annahm und immer nen passenden Spruch zum Wegbier parat hatte. 10 Jahre später: Viele Cafés mit übel sauren Spitzenkaffee mit Kirscharoma für nur 4 Euro. Presse Britzke jibt et nicht mehr, dafür jede Menge Spätis. Der Kinderspielzeugladen, Trutzburg alter Zeiten, hat Ende letzten Jahres auch geschlossen. Der Getränkeladen ist ner Art Getränkefeinkost gewichen mit Craft Beer für 3-5 Euro, lecker, aber auch den Spruch gibts nicht mehr für umme:


Kannste knicken!

– so hip und cool sind alle geworden, dass keiner mehr jemanden kennt und grüßt.

Und wenn die ersten Sonnenstrahlen rauskommen, wird der Kanal am Maybachufer zum Defilee der Völkerwanderung. Alle mittlerweile Zugezogenen und Studenten, die da geblieben und inzwischen junge Eltern sind, sind mit Sack und Pack draussen. Und wenn Flowmarkt ist kannste eigentlich nur noch fliehen! Leute, die Ohlauer Brücke wird zur Partymeile mit 5 Euro Craft Beer und Strassenmusik. Fehlt nur noch, dass beim Sonnenuntergang geklatscht wird.

Aber zuviel Esohippiepunk ist dann doch nicht drin, ab 10 Uhr werden die Bullen gerufen, man muss ja schließlich morgen raus.

Tja, mit den Neuberlinern kam das hippe Leben und die alteingesessenen Berliner gingen, nennt man dann wohl Gentrifizierung. Nur schade, dass bei all der Coolness der Mensch weniger zu zählen scheint als die äußere Fassade. Ich misse den Small Talk beim Kauf einer Zeitung und eines stinknormalen Berliner Pils inklusive schnoddrigem Spruch:


Kannste glooben, wa!
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